Januar 17, 2019

Die Tumorkonferenz

Inflammatorisches Mammakarzinom. Der Ferrari unter den Brustkrebsen. Dr. U. rattert die Behandlungsschritte herunter wie ein Autoverkäufer seine Ausstattungsmerkmale. 3 Monate Chemo. Die Haare werden ausgehen. Dann OP. Brusterhaltend operieren ist nicht möglich. Eventuell Eierstöcke. Dann wieder Chemo, 3 Monate lang wöchentlich.

Der Tumor reagiert auf Östrogen. Bauchfett reduzieren. Der Tumor zehrt. Kohlenhydrate reduzieren. Alkohol füttert den Tumor. Sport machen. Energie bekommt der Tumor oder Bauch Beine Po. Bis 60 östrogenreduzierende Tabletten.

Zum Schluß die Aussicht: Reha im Herbst. Immerhin.

Welche Chancen habe ich: Wird es in 5 Jahren auf der anderen Seite losgehen? Dr. U. kann das nicht beantworten, empfiehlt die genetische Beratung. Jede Frau weiß, wie sich Angelina Jolie entschieden hat. Jede hat sich gefragt: Wie hätte ich mich entschieden? Die Antwort kann erst gegeben werden, wenn die Frage gestellt wird.

Mein Mann ist bei mir.

Dr. U. muß in den OP. Die Nurse bespricht die nächsten Schritte: Ein Medikamenten-Port wird unter die Haut implantiert. Modell Direkteinspritzung. Termin mit Onkologen. Die erste Dosis eventuell direkt in die Vene.

Sie relativiert das Alkoholverbot. Sie relativiert die Aussage mit den Kohlehydraten. Auch die Onkologin wird sagen, da sei nix bewiesen. Sie erzählt, Dr. U. sei selber immer der erste an der Schoki-Kiste, lächelt. Sie ist meine Verbündete.

Wenn alles was Östrogene produziert, herausgeschnitten, abtrainiert, weggehungert und mit Tabletten unterdrückt wird, wieviel Frau bleibe ich?

Sie erzählt von Scheidentrockenheit und Gleitgelen. Ich redete nicht nur vom Sex, sondern auch Frau als Person.

Im Behandlungszimmer nebenan das Modell eines Fußes.

Wieder zu Hause. Dr. U. vertrauen, heißt: Kein Rotwein, keine Schokolade.

 

 

2 Comments

  • Hallo Frau Lomott,

    wow!!! Ich hatte Ende 2017 die Diagnose. Dann Tumorkonferenz: gutartig. Anfang Januar 1. OP. Glückgehabt. Nicht ganz. Bei der Nachbesprechung dann … im gesunden Rand weiteren Tumor gefunden. Nächste OP Anfang Februar. Dann war alles ok.
    Ich bin mit einem blauen Auge davongekommen und meine übelsten Phantasien und Ängste haben sich nicht bestätigt. Ich kann nur im Ansatz erahnen, was Sie gerade durchmachen. Heute ist die Narbe von den 2 OPs kaum noch zu sehen. Letztendlich war alles gar nicht sooooo schlimm … 1 Jahr später.
    Ich hoffe, Sie können das in einem Jahr auch sagen. Und nun wünsche ich Ihnen die Kraft die sie brauchen um Ihren Weg zu gehen und erfolgreich zu überstehen. Sie werden mehr Zeit und mehr Wegstrecke brauchen. Ich drücke Ihnen ganz doll die Daumen. Werden sie wieder gesund. Sie schaffen das.

    Liebe Grüße

    Claudia Roßmann
    IT MEDICE

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