Nix für Anfänger, nix für Feiglinge. 8 Stunden OP, eine Nacht auf der Überwachungsstation. Beim Aufwachen das Gefühl, komplett einmal auf Links gedreht zu sein. Keine Kraft, das Wasserglas zu heben. Der Körper schreit nach Ruhe, und einmal pro Stunde bläht sich die Blutdruckmanschette auf. Ständig piepst irgendwo etwas. Eine schwere, enge Bauchbinde lässt kaum Luft zum Atmen. Einmal pro Stunde kommt jemand, rupft die Verbände von der Brust und prüft, ob alles warm ist. Ein kleiner Saugnapf auf der Brust, kurz angesetzt und wieder abgezogen, zeigt die Rekapillarisierung, also das Funktionieren der kleinsten Blutbähnchen.
Die Bauchbinde wird aufgerissen und sofort stellt sich das Gefühl ein, daß die einschnürende Enge das kleinere Problem ist, das Nachlassen der Kompression ist schmerzhaft.
Wie ein Käfer auf dem Rücken liegend, der Oberkörper erhöht, die Beine angestellt um Zug von der Bauchnaht zu nehmen, kommen Zweifel auf.
War es das wert? Die nach dem Behandlungsmarathon des letzten Jahres wiedergewonnene Lebensqualität aus Eitelkeit gegen diese Schmerzen eintauschen? Darf ich in Coronazeiten ein Intensiv-Bett samt Pflegeaufwand beanspruchen? Ich hatte diese Frage vorher gestellt, viele plastische Operationen wurden veschoben, meine blieb. Irgendwie geht die Nacht rum.
Durst. Pump pump Blutdruck. Jede Falte im Betttuch eine Qual. Rupf rupf Verbände. Schmatz schmatz Rekapillarisierung. Fiep fiep Sauerstoffsättigung aus dem Ohr geflutscht, trab trab ach alles gut, wieder drin. Durst.
Fiep fiep trab trab die ganze Nacht stöhn schrei fiep fiep pump pump aus allen Zimmern, Maskenwesen huschen herein und starren auf die Wunden, allein, zu zweit, zu dritt.
‚Der Lappen sieht super aus‘ höre ich mehrfach.
War es das wert, für einen ‚Lappen‘?
Durst.