S. kommt zu mir ins Zimmer, um die 30, niedliches Gesicht, selbstbewusstes Auftreten. Sie gönnt sich eine Runderneuerung sagt sie, Bauch straffen, Brust aufpolstern, privat bezahlt. Na gut denke ich, wer’s braucht.
Madame Privatpatient bekommt ein Wäschepaket. Madame Privatpatient hat ein Kosmetikset am Nachttisch. Madame Privatpatient bekommt eine Zeitung.
Die Ärzte samt Chefarzt rücken ein, um Madame einzuzeichnen, sie zieht sich aus. Ich nehme alles zurück.
Madame ist adipös gewesen, vor 3 Jahren hatte sie ihre Magen-Bypass OP und seitdem mit Disziplin und Kraft und Durchhaltewillen 79 Kilo abgenommen. Sie hat mehr abgenommen, als sie jetzt wiegt. 3 Kilo faltige, graue, überflüssige Haut, unter Kleidung halbwegs kaschiert, werden sie ihr wegnehmen. Die Brüste, eigentlich nur noch Hautlappen, eine davon zusätzlich gezeichnet durch eine frühkindliche Verbrennung, werden das erste Mal in ihrem Leben symetrisch groß sein.
Sie läge im Clinch mit der Krankenkasse wegen der Kostenübernahme. Sie sei nicht entstellt genug. 5 bis 6 Jahre könne ein Rechtsstreit dauern, die Zeit hat sie nicht. Nicht entstellt genug. Wenn sie ihre überflüssige Haut in die Hose steckt, so bildet sich eine Längsfalte, die an einen Arsch erinnert.
Sie schieben eine hübsche, junge Frau zurück. Unser Wahlspruch die nächsten Tage, wenn die Wundschläuche ziepen und die Tage lang werden: Hauptsache Möpse.
Madame hat die etwas größere Speisenauswahl. Madame hat den ‚Gourmetjoghurt‘ und einen Snack am Nachmittag. Die Schwestern und Ärzte nehmen sich für uns beide gleich viel Zeit.